23 Dez 2015
Margarete Schörl (1912 – 1991)
Margarete Schörl (* 27. September 1912 in Wien; † 4. Dezember 1991 in St. Pölten) war eine österreichische Kindergartenpädagogin. Sie hat die deutschsprachige Kindergartenpädagogik nach 1945 wesentlich beeinflusst und ihre Überlegungen wirken bis heute in die Vorschulpädagogik hinein.
Die Pädagogin gilt als Pionierin der offenen Kindergartenpädagogik. Innerhalb der Vorschulerziehung bürgert sich immer mehr der Begriff Schörl-Pädagogik ein. Schlüsselbegriffe der heute vor allem in Deutschland wiederentdeckten Schörl-Pädagogik sind die „nachgehende Führung“ und das „Raumteilverfahren“, das dem kindlichen Bedürfnis nach Bildung von Spielgruppen und individueller Rückzugsmöglichkeit Rechnung trägt.
Margarete Schörl wurde am 27. September 1912 in Wien geboren. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wuchs sie bei Verwandten in der Nähe von Krems auf. Sie besuchte nach der Pflichtschule die dreijährige Hauswirtschaftsschule im Institut der Englischen Fräulein in Krems und lernte dadurch die Schwestern des Institutes in ihrer Tätigkeit als Schul- und Erziehungsorden genauer kennen, wie Zeitzeugin Sr. Felicitas Dornhackl von der Congregatio Jesu (vormals Englische Fräulein) erzählte.
Ein Praktikum im hauseigenen Kindergarten motivierte Schörl, die Ausbildung zur Kindergärtnerin zu absolvieren. 1933 entschloss sie sich, ins Institut einzutreten und arbeitete in der Folge in den Kindergärten von Krems, Schiltern und Reichenhall. 1939 bis 1945 war Mater Schörl Erzieherin in einer Familie. All die Erfahrungen im Umgang mit den Kindern waren Anlass, 1945 im Institutshaus in Krems einen „Versuchskindergarten für Erziehungsreform“ zu eröffnen, der nach etlichen Jahren in die Trägerschaft des Landes Niederösterreich übernommen wurde. Mater Schörl versuchte alle ihre pädagogischen Erkenntnisse und Erfahrungen weiter zu geben und war als Referentin für Kindergartenleiterinnen und Jugendleiterinnen im In- und Ausland tätig.
1980 übersiedelte Margarete Schörl, mit Einverständnis der Ordensleitung, nach Wien, um ihrer schwer kranken und pflegebedürftigen Freundin Margarete Schmaus beistehen zu können. Acht Jahre später kehrte sie, gesundheitlich angeschlagen, in das Institut nach Krems zurück. Nach längerer schwerer Krankheit ist Margarete Schörl am 4. Dezember 1991 in St. Pölten gestorben. Wie alle Schwestern des Instituts bekam die Verstorbene keine eigene Grabstätte.
Schörlpädagogik
Bei der Schörlpädagogik handelt es sich um sozialpädagoisches Konzept in Kindergärten, benannt nach Mater Margarete Schörl, Ordensschwester der Congregatio Jesu („Englische Fräulein“). Sie geht davon aus, dass nur auf der Grundlage von christlichen und humanistischen Grundwerten eine professionelle Erziehung verantwortet werden kann. Dabei handelt es sich um folgende Wert-Axiome: Menschenwürde, Solidarität, Gemeinwohl, Subsidarität, Freiheit und Verantwortung. Vor allem in konfessionell gebundenen Kindergärten wird heute nach der Schörlpädagogik gearbeitet.