22 Jun. 2015
„Sinnlicher Genuss“ – Wie man sich den Geschmack der Kindheit bewahrt!
Der „Genuss der Langsamkeit“ stand im Mittelpunkt des Vortrags von Barbara van Melle, den sie gestern auf Einladung von SI St. Pölten Allegria im Sparkassensaal St. Pölten vor 80 interessierten ZuhörerInnen hielt.
Den Grundstein für die genussvolle Lebensweise der Powerfrau legte deren Mutter bereits in frühester Kindheit von Barbara van Melle. Als leidenschaftliche Köchin legte sie Wert auf Lebensmittel aus dem Garten und einen sorgsamen Umgang damit – van Melle erinnert sich an diesen „Geschmack der Kindheit“ bis heute.
Als erster Stelle für die Bewahrung dieser Geschmackserlebnisse steht für van Melle die Erhaltung der Biodiversität: „In Europa sind bereits 75% des Saatgutes verloren gegangen, in den USA noch viel mehr!“ Daher sei es notwendig, „gutschmeckende Lebensmittel, die man retten will, zu essen“.
Aus diesem Grund hat sie die „Arche des Geschmackes“ mitgegründet, die erhaltenswerte, besondere Lebensmittel archiviert. In Österreich sind das derzeit dreißig Produkte, wie der „Gemischte Wiener Satz“, der „Tauernroggen“ aus dem Lungau oder das „Grubenkraut“ aus den Fischbacher Alpen.
„Du bist was du isst!“, dieses Bewusstsein und den Wert der Lebensmittel müssen wir schon unseren Kindern vermitteln und in ihnen die Lust am Kochen wecken, ist sich die engagierte Vierfachmutter sicher. Dann gelinge der Genuss der Langsamkeit und die Suche nach guten Lebensmitteln, die keinesfalls Verzicht bedeuten, sondern ganz im Gegenteil unser Leben bereichern sollen.
Im Herbst erscheint das neueste „Baby“ von Barbara van Melle, ein Buch mit alten Brotrezepten. Sie hat in ganz Österreich 12 traditionelle Bäcker besucht, 60 Brotrezepte gesammelt und alle in ihrem normalen Haushaltsofen nachgebacken. Kochen sei ihre persönliche Entspannungstechnik – immer wenn der Kopf voll ist, wird gekocht und gebacken. Denn trotz allen Bemühens gelingt auch Barbara van Melle nicht immer, einen Gang zurückzuschalten, gibt sie ehrlich zu.
Barbara van Melle
Die Journalistin war 25 Jahre beim ORF in den unterschiedlichsten Sparten tätig. Der Kultursender Ö1 war genauso ihr Arbeitsfeld, wie die Wissenschaftsredaktion, die Sendung „Thema“ und das Sonntagsmagazin „Schöner leben“.
Als Präsidentin von Slow Food Wien, einem Verein zur Förderung des Rechtes auf Esskultur, Genuss und der regionalen Vielfalt der Lebensmittel, möchte sie die Slow Food Philosophie vermitteln, dass Lebensmittel gut, sauber und fair sein sollten.
Slow Food
Alles muss heute schnell gehen: arbeiten und erholen, schlafen und essen. Letzteres „erledigen“ viele Menschen heute mit „Fast Food“. Dieser Entwicklung setzt „Slow Food“ eine Philosophie des Genusses und einen langsamen, bewussten Lebensstil entgegen.
Slow Food stellt sich gegen die geschmackliche Verflachung durch industrielle Einheitsgerichte und zeichnet Lebensmittel aus, die hervorragend schmecken, ökologisch und nachhaltig hergestellt werden und den ProduzentInnen einen fairen Preis einbringen.Slow Food wurde 1989 in Italien gegründet und ist eine international tätige Non-Profit-Organisation.
Soroptimist International (SI) St. Pölten Allegria
SI ist eine weltweit tätige Organisation berufstätiger Frauen mit mehr als 3.000 Clubs in 128 Ländern. In Österreich engagieren sich 54 Clubs für Verbesserung der Situation von Frauen und Kindern, indem sie auf Missstände aufmerksam machen (awareness), sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzen (advocacy) und selbst vorbildlich handeln (action). www.soroptimist-stpoelten.at
Die Veranstaltung wurde von SI St. Pölten Allegria organisiert und von der Sparkasse St. Pölten, BIO AUSTRIA, Blumen Konrad und der Druckerei Dockner und dem Lebensart Verlag unterstützt.